Europaschule in NRW bilingualer deutsch-franz. Zweig AbiBac

Pages

Zwei Jahre Kooperationsprojekt zwischen Ruhr-Universität Bochum und Hildegardis-Schule

Der zweite Durchgang im Kooperationsprojekt zwischen der Ruhr-Universität Bochum und unserer Schule – gefördert von der renommierten Robert-Bosch-Stiftung – hat einmal mehr gezeigt, dass Geistes- und Naturwissenschaften gut miteinander harmonieren. Prof. Dr. Björn Rothstein vom Lehrstuhl für Germanistische Linguistik und Didaktik der deutschen Sprache hat in diesem Projekt zwischen Hochschule und Schule ein interdisziplinäres Konzept entwickelt, das es Schülerinnen und Schülern sowie Studierenden erlaubt, gemeinsam Fragen der Nachhaltigkeit im urbanen Raum nachzugehen und Lösungen für drängende Probleme des Klima- und Artenschutzes sowie einen nachhaltig ausgerichteten Lebenswandel zu suchen.

Urban-Gardening-Konzepte finden sich mittlerweile zahlreich, doch was bewirken sie? Was können sie beitragen zum Klimaschutz und zu bewussterem Umgang mit den Ressourcen? Inwiefern lassen sie sich in den schulischen Raum integrieren und wie können sie dort auch im Hinblick auf das Miteinander Impulse schaffen? Diesen Fragen sind die Schülerinnen und Schüler aus beiden Projektdurchgängen nachgegangen. Definitionen von Urban Gardening und Best-Practice-Beispiele wurden ausgewertet, um eine wissenschaftliche Annäherung an das Konzept zu gewährleisten. Im Folgenden wurden dann eigene inhaltliche Forschungsschwerpunkte gesetzt.

Dabei stand im letzten Jahr zum einen die Fragestellung im Zentrum, wie man mit Hilfe von Gaming-Strukturen Urban-Gardening-Konzepte profilieren und strukturiert betreiben kann. Zum anderen wurde erforscht und geplant, wie Urban Gardening in den schulischen Raum transferiert werden kann. Dazu wurde ein Begrünungskonzept für den Oberstufenraum der Hildegardis-Schule aufgestellt. Katharina Häusler und Julia Lange aus der Q1 haben ihr beachtliches Konzept, das sie auf umsichtige Umfragen in der Schülerschaft sowie ein Leitfaden-Interview mit Prof. Dr. Stützel vom Botanischen Garten der Ruhr-Universität gestützt haben, auf dem diesjährigen Our-Common-Future-Kongress der Robert-Bosch-Stiftung in Berlin vorgestellt.

Bromelie, Geldbaum und Yucka-Palme werden für ein grünes Wohlfühlerlebnis im Lern- und Arbeitsraum vorgeschlagen, weil sie von Schülerinnen und Schülern aufgrund der Genügsamkeit der Pflanzen ohne größeren zeitlichen Aufwand angemessen gepflegt werden können.

Eine Umsetzung des Konzepts im Sinne des „Sich-gemeinsam-die-Hände-schmutzig-Machens“ steht noch aus. Hier sind Schülerschaft und schulische Öffentlichkeit gefragt, die Ärmel hochzukrempeln und es nicht bei der Idee zu belassen.

Im zweiten Durchgang hat eine Gruppe engagierter Schülerinnen aus der EF untersucht, welche Gelingensbedingungen im Rahmen schulischer Projektarbeit greifen müssen, um Urban Gardening an Schulen erfolgreich zu betreiben. Hierbei wurden Best-Practice-Beispiele aus ganz Deutschland untersucht, um zu erforschen, inwiefern ein Projektmanagement notwendig ist, das sich auf partizipative Strukturen im schulischen Entscheidungs- und Entwicklungsprozess stützt, aber auch auf Alltagstugenden und zupackende Manpower seitens der Akteure treffen muss. Neben den notwendigen finanziellen Ressourcen, die es zu akquirieren gilt, sind es tatsächlich die personellen Ressourcen, das individuelle Engagement, von dem schulisches Urban Gardening zehrt. Die Effekte, die durch die Etablierung von lebendigen Schulgärten, grünen Klassenzimmern, nachhaltigem Anbau von Ost und Gemüse erzielt werden, sind jedoch beeindruckend. Neben einer bewussteren Haltung gegenüber den von der Natur zur Verfügung gestellten Ressourcen hinsichtlich einer Vermeidung unnötiger Verschwendung und Wegwerfmentalität wird vor allem auch das Miteinander in einer grünen Wohlfühlatmosphäre gelobt und eine grundsätzliche Entschleunigung festgestellt. Ein an der von den Schülerinnen durchgeführten Umfrage beteiligter Schulleiter einer Bochumer Grundschule bleibt mit dem Hinweis, dass es sich im Garten einfach besser und erfolgreicher verhandeln und diskutieren lasse, besonders in Erinnerung. Es spricht also viel dafür, auch an unserer Schule Konzepte rund um den Schulgarten und die nachhaltige Schule zu stärken und weiter zu fördern! Und das durchaus mit interdisziplinärer Perspektive: Kunst, Literatur und Musik können im Grünen mindestens so gut zur Entfaltung kommen wie im großen Präsentationssaal. Ich könnte mir hier spannende Projekte mit nachhaltiger Strahlkraft vorstellen, die es so an anderen Schulen in der Umsetzung noch nicht gibt.  

Die Schülerinnen der EF haben in diesem aktuellen Projekt neben der inhaltlichen Auseinandersetzung vor allem auch das wissenschaftliche Arbeiten methodisch geschult, ihre Präsentationskompetenzen ausweiten können und gelernt, dass wissenschaftliches Arbeiten viel Diskussion bedeutet. Grundfertigkeiten wie das Recherchieren und Auswerten von Literatur, ein Sich-Einbringen in einen bestehenden wissenschaftlichen Diskurs, die eigenständige Entwicklung von ganz praktischen Ideen für den Alltag und ein nachhaltiges, bewusstes Miteinander mussten umgesetzt und realisiert werden. Sehr gut ausgebildete Lese- und sprachlich wie stilistisch korrekte Schreibkompetenzen werden in allen wissenschaftlichen Bereichen gefordert – im Übrigen nicht nur im Deutschen, sondern auch in den Fremdsprachen.

Zudem gilt es, gut zu kooperieren und das Ziel einer Präsentation etwa im Rahmen einer digitalen Abschlussveranstaltung mit Publikum nicht aus dem Blick zu verlieren. Die Projektteilnehmerinnen (s. Bild) aus diesem Durchgang haben das eindrucksvoll bewiesen und sich im Nachgang auch noch einmal mit dem Projekt auseinandergesetzt und es reflektiert.

 

So verdienten sie das von der Ruhr-Universität ausgestellte Zertifikat, das ihnen bescheinigt, dass sie sich erfolgreich die Grundlagen des wissenschaftlichen Arbeitens angeeignet und eine eigene Forschungsfrage bearbeitet haben. Herzlichen Glückwunsch, liebe Amira, liebe Leonie, liebe Judith, liebe Louisa und liebe Léa auch von schulischer Seite dazu und viel Erfolg bei weiteren Projekten!

 

Für den dritten und letzten Durchgang des Projekts im Schuljahr 2021/22 suche ich zu Beginn des neuen Schuljahres in der EF wieder motivierte Schülerinnen und Schüler. Meldet euch doch bitte bei mir, wenn ihr Interesse an der Teilnahme an diesem Projekt habt. Es läuft, wenn möglich, in Präsenz oder als Hybrid-Angebot. Sollten die Auflagen besonders hoch sein, werden wir die Veranstaltung wie im letzten Schuljahr digital ermöglichen.           

                                                                                                                                Carmen Dreier

Ein Bild der Skyline der Zeche Bochum