Europaschule in NRW bilingualer deutsch-franz. Zweig AbiBac

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2020/21 ist wohl eines der außergewöhnlichsten Schuljahre mit den größten Herausforderungen für alle am Schulleben Beteiligten seit langem gewesen. Niemand hätte sich träumen lassen, dass einmal die Schule über mehrere Monate geschlossen oder nur im Wechselbetrieb laufen würde. Als wir am Ende des Schuljahres 2019/20 in die Sommerferien gegangen sind, waren wir einerseits stolz auf viele positive Rückmeldungen im Rahmen der Umfragen zum Distanzlernen, doch wussten wir auch, dass das kommende Schuljahr eine besondere Form des Miteinanders und der Kooperation benötigen würde. Es galt, die Herausforderungen anzugehen, die entstanden sind, weil nicht alle Schülerinnen und Schüler gleichermaßen aus dem Distanzlernen profitieren konnten. Zwar haben wir alle gelernt, mit Teams umzugehen und mithilfe der Software zu kommunizieren. Doch der Mangel an kooperativen und instruktiven Phasen, wie sie aus dem Präsenzunterricht bekannt sind, sowie die nicht zu unterschätzende motivationale Seite des sozialen Lernprozesses waren Gründe dafür, dass die Schule sich den angesammelten Fragen inhaltlicher Art, aber auch methodischer Natur widmen und Angebote zur aktiven Auseinandersetzung für das neue Schuljahr schaffen wollte.

Die Schule hat daher ein besonderes Förderprogramm zur Behebung der ungleichen Lernvoraussetzungen eingerichtet, das zunächst nur bis zu den Herbstferien laufen sollte, dann aber nahezu das ganze Schuljahr über gegriffen hat. Lern-Teams sind gebildet worden, die folgende Ziele verfolgt haben:

  • Gemeinsame Nachbereitung und Vertiefung von Unterrichtsinhalten und -methoden, aktuelle Hausaufgabenunterstützung im Team mit Mitschülerinnen und Mitschülern aus der eigenen Klasse, die sich als Lernbegleiter/innen zur Verfügung stellen;
  • Wiederholung und Festigung von Methoden und Inhalten durch kooperatives Arbeiten sowie „Lernen durch Lehren“ mit zusätzlicher Unterstützung durch anwesende Lehrpersonen der Hauptfächer;
  • Förderung der medialen Kompetenzen durch Unterstützung in der Anwendung von Microsoft Teams, um das digitale Lernen zuverlässig gewährleisten zu können.

Teil des Konzepts war es, dass besonders engagiert arbeitende Teams ausgezeichnet und auch belohnt werden sollten; das hatte die Schule als Anreiz in Aussicht gestellt. Und nach einer aufwendigen Phase des Matchings, d.h. der Zusammenstellung der Lernteams, konnte die Arbeit aufgenommen werden. Mehr als 80 Schülerinnen und Schüler sind daraufhin zügig nach den Sommerferien gestartet und überwältigend viele haben nicht etwa nur bis zu den Herbstferien, sondern bis zum Schuljahresende zusammengearbeitet.

Dabei wurden selbstverständlich unterschiedliche Erfahrungen gemacht, aber letztlich vor allem eine: dass es sich lohnt, sich einzusetzen und den Kopf nicht in den Sand zu stecken, sich nicht zurückzuziehen, sondern ganz aktiv daran zu arbeiten, dass sich an einer schwierigen Situation etwas ändert. Das gilt für zwei Perspektiven: einerseits für diejenigen, die Hilfe brauchen und in ihren Leistungen vorankommen wollen. Das geht oft nicht ohne Unterstützung und nochmalige Erklärung. Es geht aber auch nicht ohne den Willen, etwas voranzubringen, und den Ehrgeiz, das auch in die Tat umzusetzen. Andererseits muss es die geben, die bereit sind, zu unterstützen, zu erklären und sich solidarisch zu zeigen, Zeit zu investieren und sich im Sinne der Klassengemeinschaft einzusetzen. Dass man, wenn man etwas gut erklärt, selbst auch Kompetenzen festigt, gar ausbaut, ist ein offenes Geheimnis.

Ich persönlich bin sehr, sehr glücklich, dass es an der Hildegardis-Schule gelungen ist, solche Lern-Teams aufzustellen, und dass diese Teams gut kooperiert haben – das haben die betreuenden Lehrkräfte bestätigt! Daher war es der Schule ein besonderes Bedürfnis, das Engagement am Ende des Schuljahres wie versprochen zu belohnen.

Am letzten Schultag wurden so die Teams zu einer Dankeschön-Veranstaltung eingeladen, deren Einsatz und Durchhaltevermögen als besonders hoch eingeschätzt worden sind. Herr Backhaus und ich konnten während der Veranstaltung zum Ausdruck bringen, wie sehr uns diese zupackende Form der Zusammenarbeit berührt und gefreut hat. Mit einer kleinen Überraschung als Anerkennung haben wir daher von Herzen „Danke“ gesagt und verdeutlicht, dass wir ein Konzept wie das der Lernteams auch im neuen Schuljahr brauchen werden und ein vergleichbares Angebot schaffen wollen.

Vielleicht fühlen sich diejenigen, die noch nicht mitgemacht haben, ermutigt, auch einzusteigen. Im kommenden Jahr werden wir für die Jahrgangsstufen 7-9 Lernteams einrichten und wieder engagierte Schülerinnen und Schüler suchen: solche, die Lust haben, ihre Defizite aktiv anzugehen, und solche, die als Begleiter/innen lernen, dass jede Erklärung, jede Hilfestellung auf unterschiedlichen Ebenen ein Gewinn ist. Belohnung ist auf beiden Seiten garantiert! Lasst uns also weiter so toll im Team tätig sein!

                                                                                                                                 Carmen Dreier

Ein Bild der Skyline der Zeche Bochum